Österreichischer Heeres Yacht Club

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Ergebnisse zum 41. Segel-Biathlon

Das war der 41. Segel-Biathlon 2019 Dank an alle die mitgeholfen haben, dass der 41....

Eine Reise um das Ende der Welt

geposted am 20.07.2006, in Reiseberichte

Eine Reise um das Ende der Welt 

 

Segeltörn um Kap Hoorn mit der Sarah W.Vorwerk von Josef Memmel, SSC Kahl 

 

Mittwoch, 28. April 2004: 19:00 Uhr, Abflug vom Flughafen Düsseldorf, über Madrid und Buenos Aires nach Ushuaia am Ende der Welt. Eine Reisezeit von 28 Stunden liegt vor mir, 19 Stunden reine Flugzeit.  

Donnerstag, 29.April: 22:00 Ankunft in Ushuaia, Tierra del Fuego. Javier holt mich vom Flughafen ab und fährt mich im Schneetreiben zu seinem Haus. Ich habe 2 Tage B&B bei ihm gebucht.  

Freitag 30.April: Am Morgen ist alles verschneit und vereist. Sonnenschein und Schneetreiben wechseln sich ab. Habe ich genug warme Kleidung dabei? Sightseeing in Ushuaia, Kauf einer neuen Kamera, die alte wurde mir in Buenos Aires am Flughafen geklaut. Draussen in der Bahia Ushuaia liegt die Sahra W. Vorwerk an der Mooring. Die Anspannung und Sehnsucht steigt.  

Das Schiff: 

Name: Sarah W. Vorwerk; Baujahr: 1988 in Hamburg; Bauweise: Stahl; Länge: 16 m; Breite: 4,5 m; Tiefgang: 2,4 m; Wasserverdrängung: 28 t 

Die Crew: 

Henk: Skipper aus Holland, segelt seit 10 Jahren mit der Sarah W. Vorwerk um das Kap Hoorn

Jacqueline: Co-Skipperin aus der Schweiz, seit 5 Jahren auf der Sarah W. Vorwerk

Christine und Norbert: aus Freiberg bei Dresden, Nicht-Segler, zum ersten mal auf einem Segelschiff

Barry: aus Kalifornien, segelt mit eigener Yacht gewöhnlich bei schönem Wetter vor Los Angeles

Josef: vom SSC Kahl am Main, skippert gelegentlich auf der Ostsee und im Mittelmeer und auf dem Kahler See  

Samstag, 1. Mai: Vorbereitungen für die 1. Mai Feiern in Ushuaia, ca 15 Hammel werden an einem großen Holzfeuer geröstet. Um 12:00 treffen wir uns am "Yachtclub". Henk bringt uns mit dem Schlauchboot an Bord. 

Endlich ein Schiff unter den Füssen. Bei Kaffee und Kuchen und einem ersten Beschnuppern warten wir auf die argentinischen Ausreise-Behörden. Um 13:30 legen wir von der Mooring ab und fahren unter Motor auf Kurs 120° aus der Bahia Ushuaia in den Beagle – Kanal. Position: 54°48,7’S 68°17,5’W. Im Beagle Kanal weht eine leicht Brise aus NW mit 10-20 Knoten Wind. Die Segel bleiben oben bis 19:30, um 19:45 legen wir im Hafen von Puerto Williams an einer italienischen Yacht an. Das italienische Ehepaar segelt seit ca. einem Jahr in Tierra del Fuego. Man kennt sich. Tages-Strecke: 30 sm.  

Sonntag, 2. Mai: Position:54°56,1’S,67°37,3’W, 8:00 Frühstück, der erste Sonnenaufgang zeigt sich in wunderschönen Farben. Wir warten auf die chilenischen Einreise-Behörden, am Ende der Reise werden 3 Seiten des Reisepasses voll mit Stempeln sein. Erster Landgang in Puerto Williams, 2000 Soldaten, 200 Zivilisten. Wir suchen das Dorf mit den letzten noch lebenden 20 Yamana Indianern, wir finden ca. 15 Wellblech-Hütten, niemand zu sehen außer ca. 20 Hunden.  

Um 11:00 kommen 4 chilenische Offizielle an Bord um unsere Pässe zu stempeln. 11:30,wir laufen aus und passieren mit Kurs 95° Isla Gable und Isla Snipe.Um 15:30 liegt PuertoToro an STB. Wir verlassen den Beagle-Kanal und erwarten das offene Meer…. – …ölglatte See, kein Wind.

Der 6 Zylinder Mercedes-Diesel bringt uns mit 6-7 Knoten Richtung Süden. Keine Nervosität, Wind und Wellen werden schon noch kommen, wir wissen ja schließlich wo wir sind und wo wir hinwollen! Grosse Herden von Delphinen schwimmen in Richtung Beagle–Kanal. 

Um 22:00 werfen wir Anker in der Bucht Fondo Romanche auf der Isla Bayly. Morgen kommt Wind auf! (sagt Henk!) Position: 54°37,2’S 67°33,2W, Tages-Strecke:65 sm  

Montag, 3. Mai: Windstille, heute könnten wir Capo des Hornos erreichen. Wir sind uns einig, ohne Wind und unter Motor werden wir das Kap nicht umrunden – Ehrensache. Wir werfen den Motor an und fahren Richtung Süden durch den Canal Washington. Um 13:30 passieren wir Isla Jerdan und haben die Isla Hornos in Sicht. Position: 55°50,7’S 67°29,8’W 

Nach Funk-Kontakt mit dem chilenischen Militärposten auf Kap Hoorn werden wir zu einer Grill-Party eingeladen – die Sonne scheint und es herrscht Windstille. Um 15:45 legen wir auf der Rückseite der Insel an und steigen die Holztreppen nach oben. Position: 55°57,8’S,67°13,2’W  

Wir finden Jose, Offizier der chilenischen Armee mit seiner Frau Claudia und ihrem dreijährigen Sohn Alecs. Sie müssen hier ein ganzes Jahr alleine verbringen und freuen sich ungemein über den seltenen Besuch. Der Grill prutzelt schon und wir haben Bedenken dass wir ihre Vorräte an Fleisch für die nächsten Wochen verbrauchen. Aber im Tausch haben wir Frisch-Gemüse und Rot-Wein mitgebracht. 

Nach einem wunderschönen Abend mit Jose, Claudia und Alecs verabschieden wir uns gegen 20:00 und fahren im Dunkeln ca. 12 Meilen zurück nach Norden in die Ankerbucht Caleta Martial auf der Isla Herschel. Position: 55°49,3’S,67°17,8’W Aus Dankbarkeit bleibt die signierte Clubfahne des SSC Kahl bei den Dreien auf Kap Hoorn.

Immer noch kein Wind, aber das Wetterfax zeigt ein Tief weit im Süden in der Drake-Passage mit 950 mbar. Vielversprechend -------oder drohend? Tages-Strecke: 42 sm  

Dienstag, 4. Mai:Nach dem Wetterfax hat das Tief im Süden 938 mbar erreicht. Könnte sein, dass wir nun zuviel Wind bekommen und das Kap nicht schaffen können. Der Wind in der Ankerbucht hat aufgefrischt, draußen können wir den weißen Schaum der Wellen sehen.  

10:00, Anker auf und los. Der Wind bläst mit 30-45 Knoten aus NW, endlich richtiges Segeln. Wir segeln mit 6-9 Knoten Fahrt in Richtung SW und nehmen nach einer Halse an der Südspitze der Isla Hermite mit Richtung OSO Kurs auf die Süd-Spitze der Insel Capo des Hornos.  

13:00, geschafft. Kap Hoorn liegt nördlich von uns; wir sind rum. Wind NW,25-30 Kn. Mit 55° 59,5’ S haben wir den südlichsten Punkt unsrer Reise erreicht. Ein schönes Gefühl. 

Wir sind jetzt berechtigt einen Goldring im Ohr zu tragen, dürfen gegen den Wind ..., und noch vieles anderes. Barry hat heute Geburtstag, aber er hat Angst vor dem Loch im Ohr, vor seiner Frau in Los Angeles und einer nassen Hose. Ein letzter Gruß und Glückwünsche von Jose vom Kap Hoorn per Funk. 

Wir drehen nach Norden ab und nehmen unter Motor mit Kurs 340° reisaus vor dem Tief im Süden, so ein richtiger Sturm muss nun doch nicht sein.

18:30 Anker werfen in der Bucht Cta Lientur, Bahia Scourfield, Isla Wollaston. Position: 55°43,6’S 67°18,6’W. Tages-Strecke: 47 sm  

Mittwoch, 5. Mai: Der Wind hat aufgefrischt und kommt mit Stärke 5-6 von Norden. Leider die falsche Richtung, aber ideal zum Spaß-Segeln und Aufkreuzen. Nur Henk ist davon nicht zu überzeugen, im Süden droht noch immer das Tief und wir müssen weg. Der Motor brummt.  

16:00 Henk hat ein Einsehen mit uns Seglern oder befürchtet eine Meuterei und gesteht uns einen Umweg zu. Kursänderung nach NO und bei halbem Wind aus NW geht nun die Post ab.  

Wir kommen aus dem Schatten der Isla Luff ins offenen Meer und da haben wir was wir wollten. Aber Wind und Wellen zeigen uns schnell die Grenzen von Ostsee- oder Mittelmeer-Erfahrung auf, wir kehren um und ziehen uns in den Schutz der Inseln zurück. Position 55°19,6’S,66°47’ W 

Um 18:00 Ankern vor Isla Ormento, Isla Lennox. In der Bucht liegen auch 3-4 Fischerboote vor Anker, offenbar aus Respekt vor dem drohenden Tief im Süden. Position 55°17,8’S 66°49,6’W.Tages-Strecke: 39 sm  

Donnerstag, 6. Mai: Was für eine Nacht! Segeln vor Anker bei Windstärken bis 10! Und Henk hat unerschütterliches Vertrauen in seinen Anker. 

Unter Motor laufen wir Richtung NNW um wieder den Beagle Kanal zu erreichen. 12 :00, Zwischenstation in Puerto Toro. Der Hafen ist voll von Fischerbooten die offenbar Schutz vor dem drohenden Tief suchen. Position 55°04,8’S 66°04,5’W  

Wir decken uns mit einer Unmenge von Königs-Krabben ein und fahren unter Motor weiter Richtung Puerto Williams. Wir treffen wieder unsere Bekannten aus Italien und ein Paar aus Kanada, seit 9 Jahren mit dem Schiff unterwegs. Am Abend veranstalten wir ein kulinarisches Festmahl, zubereitet von Jacqueline. Position: 54°56,1’S,67°37,3’W. Tages-Strecke: 42 sm  

Freitag, 7. Mai: Das Tief hat uns nicht erreicht. Ich bin mir nicht sicher ob wir wirklich wissen wollten was gewesen wäre wenn ... ? 

Zumindest gibt es jetzt Wind, wenn auch wieder aus der falschen Richtung, aber Henk hat uns Spaß-Segeln versprochen. Wir montieren den Außenborder vom Dinghi und verstauen ihn im Schiff, verzurren das Dinghi und bereiten das Schiff aufs Kreuzen gegen den Wind vor. Der Blick vom Hafen nach draußen auf den Beagle verspricht einiges. Sieht aus wie 40 Knoten Wind. Nach dem obligatorischen Besuch des chilenischen Ausreise-Komitees geht es um 13:00 los.

Bei Wind von vorne ist Kreuzen angesagt. Und die Parole heißt Höhe gewinnen und halten, und jeder verlorene Meter gibt kritische Blicke und Kommentare von Henk. 

Auf dem Mittelmeer ist doch alles irgendwie einfacher. Es gibt da aber auch selten Wind mit 40-45 Knoten.  

Nach 5 Stunden Kampf gegen den Wind haben wir von 25 sm gerade mal 8-10 geschafft und es wird klar dass wir so unser Ziel heute nicht mehr erreichen werden.

18:00, auch wenn es wirklich Spaß machte, - Segel runter, Maschine an und Kurs 280° Richtung Heimathafen Ushuaia. Um 21:00 machen wir wieder an der Mooring fest und machen uns fein zum Landgang. Position: 54°48,7’S,68°17,5’W. Back to Ushuaia, End of the world, beginning of everything! Tages-Strecke: 35 sm  

Samstag, 8. Mai: Obwohl uns Henk noch mal Spaß-Segeln versprochen hatte und auch der Wind entsprechend gut ist, hat keiner mehr so richtig Lust. Wir packen unsere Sachen und nehmen mit unvergesslichen Erinnerungen Abschied von der Sarah W. Vorwerk, von Henk und von Jacqueline. Noch ein Abend mit Tango Argentino in Ushuaia und am Sonntag beginnt die Rückreise. Ein paar schöne Tage in Buenos Aires, am Mittwoch, 12. Mai bin ich dann wieder zurück im richtigen Leben.  

Mittwoch, 12. Mai: Wieder zu Hause. Position: 51°03,2’ N, 07°05,9 E. Distance to Kap Hoorn: 7423,5 sm. Bearing 219,5 ° 

http://www.sarahvorwerk.com/  >>> schon das Surfen auf der Website ist wie segeln am Ende der Welt.

Gruss Josef Memmel /ein Bericht auf http://www.esys.org/